Quoten, Stipendien und Aus-zeichnungen
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Quoten, Stipendien und Auszeichnungen zur Förderung von Frauen werden zunehmend für Männer geöffnet.
Wissenschaftliche Forschung… Und die „Frauen“?
Der Schweizerische Nationalfonds (SNF), der die akademische Forschung an Universitäten und anderen Institutionen im ganzen Land finanziert, hat in den letzten Jahren Massnahmen umgesetzt, um die Arbeit von Frauen in der wissenschaftlichen Forschung zu fördern. Zu diesem Zweck wurden neue Fördergelder und Preise sowie ein Webportal geschaffen, das Forscherinnen sichtbarer macht.
Obwohl die Gleichstellung von Frauen und Männern seit 1981 durch die Bundesverfassung garantiert ist, sind Frauen in wissenschaftlichen Schlüsselpositionen immer noch deutlich unterrepräsentiert. Obwohl die Gesamtzahl der weiblichen Studierenden etwas höher ist als die der männlichen Studierenden und der Frauenanteil auf der Stufe Doktorat bei fast 45% liegt, besetzen Frauen nur 23% der Lehrstühle an Schweizer Universitäten. Der SNF hat 2021 neue Massnahmen beschlossen, um mehr Frauen in die Wissenschaft einzubeziehen, und deshalb eine Frauenquote in den Evaluationsgremien eingeführt, nach der beide Geschlechter mindestens 40% aller Positionen einschliesslich des Präsidiums besetzen müssen.
Wir haben beim SNF nachgefragt, ob Männer in die Kategorie der Frauen einbezogen werden können, und die Antwort lautete ja! Der SNF antwortete, dass die Quote nicht auf dem Geschlecht, sondern auf einer „selbsterklärten Geschlechtsidentität“ beruht. Wie können wir Wissenschaftlerinnen ermutigen, proaktiv und einflussreich zu sein, wenn ihre Positionen von Männern besetzt werden können?
Ein weiteres Programm, das Frauen in der wissenschaftlichen Forschung fördern soll, ist AcademiaNet, ein Online-Portal mit Profilen von mehr als 2800 prominenten Forscherinnen aus ganz Europa. Dieses Portal wurde 2010 von einer deutschen Stiftung ins Leben gerufen und bis Ende 2018 verwaltet. Im Januar 2020 wurde die Leitung der Plattform vom SNF übernommen. Wir wissen noch nicht, ob das Portal Männer willkommen heißt, die sich als „Frauen“ identifizieren…
Zuschüsse für wissenschaftliche Forschung
Das Förderinstrument PRIMA richtet sich neben anderen Massnahmen des SNF zur Förderung von Wissenschaftlerinnen an außergewöhnliche Forscherinnen, die ein offensichtliches Potenzial für eine Professur aufweisen. Die im Juli 2020 verfassten Voraussetzungen für die Teilnahme am PRIMA-Programm besagen, dass es sich bei den Begünstigten ausschließlich um Frauen handeln muss. Es wird jedoch nicht angegeben, ob sie auch Männer akzeptieren, die als „weiblich“ registriert sind. Der letzte PRIMA-Zuschuss wurde im Jahr 2021 gewährt. Wir wissen nicht, ob PRIMA-Subventionen auch an männliche Wissenschaftler vergeben werden könnten, die sich als „Frauen“ identifiziere, also von sich behaupten, eine „Frau“ zu sein.
Auszeichnungen
Seit 2009 vergibt der SNF jährlich den mit CHF 25‘000 dotierten Marie-Heim-Vögtlin-Preis (MHV) an eine Forscherin für herausragende Leistungen. Der Name des Preises ist eine Hommage an die erste Ärztin der Schweiz. Wir haben beim SNF nachgefragt, ob der MHV-Preis an einen männlichen Forscher vergeben werden kann, und die Antwort lautet wieder: Ja, wenn ein Mann sein Geschlecht offiziell im Zivilstandsregister geändert hat. Wie können wir jemals die Karriere von Wissenschaftlerinnen fördern, wenn Männer ihre Preise stehlen können?
Femina Helvetica fordert den SNF auf, sein Reglement anzupassen, um sicherzustellen, dass Männer, die sich als „Frauen“ bezeichnen, keine Subventionen oder Prämien zur Frauenförderung mehr erhalten.
Stipendien
Ein weiteres Förderprogramm für Frauen in der Schweiz ist das Schweizer Programm L’Oréal – UNESCO for Women in Science, das im Februar 2025 von der Schweizerischen UNESCO-Kommission, L’Oréal Schweiz und der Swiss Academia of Technical Sciences (SATW) lanciert wurde. Diese drei Organisationen beabsichtigen, vier Stipendien à CHF 25‘000 an vier Wissenschaftlerinnen zu vergeben, die am Anfang ihrer Karriere an Universitäten oder Forschungsinstituten in der Schweiz im Bereich Wissenschaft und Technologie tätig sind. Auch hier ist nicht klar, ob männliche Wissenschaftler (die sich als „Frauen“ bezeichnen) an diesem Programm teilnehmen können.
Diese Liste der Programme zur Förderung von Forscherinnen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Femina Helvetica fordert, dass alle Regeln für die Teilnahme an diesen Programmen klar formuliert werden, damit Gelder, die für die Förderung von außergewöhnlichen Forscherinnen bestimmet sind, nicht von Männern in Anspruch genommen werden können.
Links zu Dokumentationen zu diesem Thema:
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Artikel zur Einführung der Frauenquote beim Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF/FNS), Juni 2023
https://www.letemps.ch/suisse/fonds-national-suisse-introduit-un-quota-femmes -
Das Online-Portal AcademiaNet, das seit Januar 2020 vom SNF/FNS geleitet wird.
https://www.snf.ch/fr/OroQvUl1LVRa4MX2/page/apropos/partenaires/academianet -
Der Marie-Heim-Vögtlin-Preis (MHV)
https://www.snf.ch/fr/mcRzvGGbqNfZeR3c/page/prix-marie-heim-voegtlin-la-releve-scientifique-feminine-a-l-honneur -
Lancierung der Programms “Swiss L’Oréal – UNESCO For Women in Science”
https://www.unesco.ch/wp-content/uploads/2025/01/PR-Launch-of-the-Swiss-LOreal-UNESCO-For-Women-in-Science-Program.pdf
